_Februar_2018_

Die Natur fasziniert mich. Das einfache, reduzierte Leben. Nicht einfach den Wasserhahn aufdrehen, nicht einfach die Herdplatte einschalten, den Lichtschalter drücken. Ich versuche, ein Bewusstsein zu entwickeln für mein persönliches Konsumverhalten. Gleichzeitig eröffne ich einen Concept Store – tue ich das Richtige? Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich kurz nach der Eröffnung von ale.beiro eine Woche in einer Hütte in den Bergen verbrachte.

 

Klar, ich kann hinter meinen Produkten stehen. Sie alle werden liebevoll produziert, viele davon mit einem sozialen Hintergrund. Dennoch bin ich durch die Eröffnung meines Stores auf den Konsum anderer Menschen angewiesen. Will ich das? Oder will ich doch lieber ein bescheidenes Leben in einer abgelegenen Hütte leben? So könnte ich auch der Frage ausweichen, ob ich mich wirklich als Inhaberin in den Vordergrund stellen möchte. Ein Unternehmen braucht ein Gesicht dahinter, ich weiss. Aber ist mir wirklich wohl im Rampenlicht? Will ich auf Facebook und Instagram aktiv sein? Und: In welcher Form betreibe ich diese Plattformen? Teile ich nur Produkte? Oder auch Privates?

 

Seit wenigen Monaten ist nun ale.beiro offen. Noch nicht lange, und schon kämpfe ich mit ups and downs. Doch jedes down bringt bekannterweise auch ein up – ein geniales System, nicht wahr? Heute bin ich froh um diese anfänglichen Zweifel. Denn all diese Fragen und Gedanken haben mich noch einmal dazu gezwungen, genau hinzusehen. Zu hinterfragen. Umso klarer ist nun meine Antwort. Sie lautet:

 

Ja, ich will!

Ich will mutig sein.

Ich will meine Grenzen austesten.

Ich will auf meine Wünsche zugehen.

Mit ups and downs, aber ohne Stress.

 

Ich bewundere Frauen, die etwas in die Hand nehmen und testen, was möglich ist. Dass ich nun selber auch die Möglichkeit habe, meine Energien dahinzusteuern, wo ich sie haben möchte, ist einfach nur genial. Schon jetzt spüre ich, wie durch meinen Store die Lust nach eigenem kreativem Schaffen erwacht, wie es sprudelt in meinem Kopf. Immer öfter versuche ich auch selber etwas zu erschaffen … Schmuck, Holzbrennen, Messer schmieden … das alles fühlt sich für mich nach Erdung an, nach körperlicher Arbeit aber auch nach Kreativität.

 

Heut weiss ich: Ich liebe was ich tue und ich liebe die Dinge, mit denen ich mich umgebe.

 

Vergiss Sicherheit. Lebe, wo du fürchtest zu leben. Zerstöre deinen Ruf. Sei berüchtigt (RUMI).

 

Herzlich,

eure ale

 

_Dezember_2018_

REICH AN ZEIT

Vieles ist in den vergangenen Monaten passiert. Zuletzt schrieb ich Euch von Ups und Downs im Leben und davon, dass auf jedes Tief auch wieder ein Hoch folgt. Dies kann ich aus heutiger Sicht nur bestätigen …

 

Wie Ihr vielleicht wisst, haben Igor von «Freeberg» und ich, «ale.beiro» uns für ein «Shop-in-Shop-Konzept» entschieden. Aus unserer Freundschaft entstand also eine Zusammenarbeit. Fast hätten aber äussere Umstände dazu geführt, dass wir diese Zusammenarbeit am alten Standort im Buchser Altendorf nach relativ kurzer Zeit wieder hätten auflösen müssen. Es war keine einfache Zeit, mit vielen Tagen und Nächten voller Unsicherheit. Innerlich bereitete ich mich darauf vor, meinen Weg alleine weiterzugehen.

 

Doch plötzlich ging es Schlag auf Schlag. Igor entschied sich, gemeinsam mit mir weitermachen zu wollen. So fanden wir zum Glück bald eine tolle Location, die genug Platz für seinen Bikeshop und meinen Concept-Store bot – und dies wieder unter einem Dach. Am 18. August feierten wir deshalb mit einem Happy-Flash an unserem neuen Standort an der Wiedenstrasse 50b beim Zentrum Neuhof in Buchs Eröffnung. Was für ein super Entscheid!

 

Jetzt schon, so kurz nach der Eröffnung, realisieren wir, dass unsere zwei unterschiedlichen Bereiche stärker ineinandergreifen als vermutet. Igor wird zum Schmuckverkäufer, ich werde zur Bike-Fachfrau und gemeinsam entwickeln wir eine Leidenschaft für guten Kaffee. Diesen haben sich unsere Kundinnen und Kunden nach (oder während) ihres Stöber- und Shopping-Erlebnisses bei uns schliesslich verdient. Unser Teamwork ist uns täglich eine Freude. Eine Freude, die wir dank viel Unterstützung aus unserem Freundeskreis im Hier und Jetzt geniessen können. Dafür sagen wir von Herzen: Danke.

 

Gerne gebe ich Euch noch ein Zitat mit aus dem Roman «Momo», den ich soeben wieder einmal gelesen habe (und Euch allen empfehlen möchte):

 

«Es gibt ein grosses und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit. Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiss, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen – je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.»

 

Momo ist reich: Reich an Zeit.

 

Herzlich, Ale